Mittwoch, 28. November 2007

Arrivedercì Siena - BuongiornoTorino! :-)




Irgendwann muss jede Toskanareise mal ihr Ende haben. Schade genug, aber auf mich warteten ja noch ganz neue, spannende Erfahrungen. Dazu gehörte auch die Zugfahrt, die ich mit der äußerst günstigen italienischen Staatsbahn genießen durfte. Wenn man erstmal weiß, wie man die entsprechenden Verbindungen zu nehmen hat, kosten die 450km von Siena nach Torino nur 20€. Dann heißt es allerdings Durchhalten und Daumen drücken. Der Fahrplan ist bescheuert und oftmals fahren einem Anschlusszüge vor der Nase weg. Für den Preis gibts zudem nur Regionalzüge, d.h. mit Warten etwa 9 Stunden Fahrzeit über Pisa, Massa, Genova, Alessandria und schließlich Torino. Und die ganze Zeit merkt man, woher das geflügelte italienische Wort "belpaese" (schönes Land - na klar, Italien ist gemeint) rührt. Zunächst noch die Hügellandschaft der Toskana, dann die schon merklich steileren Apenninen. Später dann mit dem Zug eine ewige Zeitlang am Mittelmeer entlang .Rechts aus dem Fenster sieht man nur Berg, links nur Meer, denn die Küste ist in Ligurien oft ziemlich steil und immer wieder sieht man auch mal garnichts, weil man durch einen der vielen, langen Tunnel fährt. Letztlich dann die Langhè im Piemont, eine wunderbar grüne, fruchtbare Landschaft mit den weltberühmten Weinen Barolo und Barbera, lecker Trüffel (die sieht man nun nicht), ganz viel Reis (größtes europäisches Reisanbaugebiet), auch Haselnüsse. Dann kommt man auch noch durch Asti. Das Stadtgetränk istwohl jedem bekannt, die Città sieht aber totlangweilig. Leider bin ich dann kurzzeitig eingeschlafen.

Ich präsentier einfach mal ein paar Fotos in der Reihenfolge, wie ich sie geknipst habe:

Interessante Wetterlage in Massa (links und rechts des Zuges), Mittelmeer kurz vor Genua (das war ziemlich steil, oha), Einfahrt in Genua (Viva Cristofero Colombo!)

Ein paar mehr Fotos



Der Dom von Siena bei Nacht (im Inneren u.a. mit Kunstwerken von Michelangelo. Laut Wikipedia hat sich Richard Wagner hier für seinen Parsifal inspirieren lassen (Gralstempel). Leider sind die Innenfotos etwas verschwommen, da man ohne Blitz fotografieren musste. Daher fehlen sie an dieser Stelle.




Domfront









Altstadt mit gewissem Abstand












AC Siena 1904 - eher schlecht als recht in der Seria A, haben sich in meiner Anwesenheit aber ganz gut gegen den AC Milano geschlagen (1-1).

Samstag, 27. Oktober 2007

Piazza del Campo

Ein besonders eindrucksvoller Platz in Siena ist Piazza del Campo. Jeder Italiener kennt diesen Platz. Wenn er noch nicht dort war, so hat er ihn schon zig Mal im Fernsehen gesehen. Dieser Idealtypus des italienischen Piazza ist Treffpunkt der gesamten Einwohnerschaft Sienas. Hier ist der Ort des "Palio", des berühmten, jedoch brutalen Pferderennens, welches ausdrücklich von den italienischen Tierschutzbestimmungen ausgenommen ist. Es geht drei Runden um den Platz, das Rennen dauert etwa 2 1/2 Minuten, Fensterplätze der umliegenden Gebäude sind ab 200€ zu haben, in der Mitte des Platzes drängen sich mehr als 40000 Leute.

Das Ganze ist derart eindrucksvoll, dass Daniel Craig samt Filmcrew dieses Jahr zur Beobachtung dort war, da die Eröffnungssequenz des nächsten James-Bond-Filmes in Siena zur Zeit des Palio spielt.

Die Pferde repräsentieren die 17 Stadtteile. Der gewinnende Stadtteil darf sich dann das komplette Jahr lang überlegen fühlen (zusammen mit einem anderen Stadtteil, denn pro Jahr gibt es 2 Pali - im Juli und im August]). Der Gewinnerstadtteil zieht mehrmals wöchentlich mit einer Gesandtschaft unter lautem Gesang, wehenden Fahnen und Trommelschlag über den Platz und das dann durchaus auch schonmal nachts um halb 4.

An den Platz selbst grenzt das Rathaus (Palazzo Comunale). Erbaut wurde es im 13. Jahrhundert zwischen mehreren Hügeln, da das (noch heute vorhandene) Konkurrenzdenken der verschiedenen Contraden bzw. Stadtteile nicht zuließ, dass das Rathaus auf dem Hügel eines bestimmten Stadtteils stehen würde. Es ist sozusagen eine Kompromisslösung. Daher resultiert auch der äußerst charakteristische hohe Turm. Da der Dom auf einem besonders hohen Hügel steht, sollte der Turm die Machtverhältnisse zwischen weltlicher und kirchlicher Macht auf gleicher Augenhöhe klarstellen. Ursprünglich stand an dem Platz eine Kirche, abgerissen wurde sie noch im Mittelalter. Der Campo ist somit rein weltlich und insofern eine Ausnahmestellung für eine monozentrische italienische Stadt.

(Photoupload-error, versuche es morgen nochmal)
Zwei Anmerkungen in eigener Sache:

1) Ich habe gerade mit Erschrecken festgestellt, dass ich mich beim Benennen des Blogs vertan habe. Bellocampo ist natürlich falsch, Belcampo ist die italienische Entsprechung von Schönefeld. Aufgefallen ist mir das heute bei einem Bummel durch Turin. Ich sah irgendwo "Belcanto", was schöner Gesang bedeutet. Naja, zu ändern ist das jetzt nicht mehr und eine Adresse ist schließlich nur eine Adresse ist nur eine Adresse ist nur eine Adresse.

2) Ein Klick (oder Doppelklick) auf die Fotos öffnet dieses im Großformat.

Soweit so gut, schönen Samstag abend noch! Ich werde mich mühen, hier für reichlich Updates zu sorgen. Es gibt so viele Stationen, die ich jetzt schon besuchte, aber die Arbeit mit dem Blogger ist mühselig, wenn auch eigentlich ganz simpel. Nur dauert alles so lange!

Donnerstag, 25. Oktober 2007





Also Siena ist wirklich eine äußerst hübsche Stadt. Dort habe ich den gesamten September verbracht. Das Wetter war natürlich optimal, aber nur faul in der Sonne rumlaxen war nicht drin: An der Università per Stranieri (Ausländeruni; gibts 3x in Italien) hatte ich das Glück, einen Sprachkurs besuchen zu können. Als Erasmus-Student musste ich dafür nichts zahlen. Jeden Vor- und Nachmittag hatten wir Unterricht, am Wochenende wurden kostenlose Ausflüge für uns arrangiert, zB in die Weinanbaugebiete der Toskana und nach Rom. Außerdem mussten wir einen Kurs über italienische Kultur und Lebensweise über uns ergehen lassen. Insgesamt waren wir etwa 200-300 Studenten aus ganz Europa (schwer zu schätzen). Nach einem Einstufungstest kamen wir dann in den jeweils passenden Kurs. Gut, dass ich diesen Sprachkurs bekommen habe, ansonsten stünde es jetzt noch schlimmer um mein Italienisch ;)

Gewohnt habe ich in einer 4er-WG und teilte mir ein Zimmer mit einem Studenten aus Dortmund. Die Wohnung war wirklich okay, der Ausblick aus Küchen- bzw. Schlafzimmerfenster fantastisch (siehe die beiden Panoramabilder). Man ernährt sich hier natürlich auch dementsprechend, sprich Pizza e Pasta senza fino. Die italienischen Gegenden, in denen ich mich bislang aufhielt (Toskana und Piemont) waren übrigens ziemlich teuer, was Lebensmittel angeht, dafür gabs aber auch immer Topqualität, wenn man denn wollte und das Portemonnaie nicht drückte. Interessant: das übliche Format für Bierflaschen ist hier 0,66 Liter. Auch deutsche Brauereien (i. d. R. bekommt man Beck's) füllen in diese Flaschen ab.

Die obersten beiden Bilder zeigen die Aussicht aus meinem Schlafzimmerfenster in Siena, die nächsten beiden zeigen das Haus bzw die Straße in der ich wohnte (Via Tito Sarrocchi, T. S. war ein berühmter italienischer Bildhauer des 19. Jhdts, lebte seinerzeit im Haus nebenan). Das unterste zeigt den Dom von Siena sowie einen Teil der Altstadt, die komplett von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft wurde (was einem spätestens dann verständlich erscheint, sobald man da war).

Ankunft in Italien, am 2. September 2007. Morgens um 6 Uhr bin ich aus dem kalten Bremen abgeflogen und zweieinhalb Stunden später sitze ich schon im warmen Zug. Das Foto entstand am Bahnhof des Flughafens Pisa, wie man unschwer am Schild - Pisa Aeroporto - erkennen kann.

Von Pisa selbst habe ich nicht viel gesehen, aber mir sagen lassen, dass es dort außer des Turmes auch nicht viel zu sehen gibt.

Von Pisa Centrale ging es dann nach Empoli, eine Kleinstadt mit Serie A - Klub. Nur weil ich mich an deutsche Touris rangehängt hatte, habe ich den Bus gefunden, der dann weiter nach Siena fuhr. In Deutschland heißt sowas ja so schön "Schienenersatzverkehr".

Das zweite Foto ist aus dem Zug gemacht, Landschaft nahe Pisa. Das untere zeigt das Leben in einer toskanischen Kleinstadt Sonntag morgens um halb 11, fotografiert aus dem Bus.